Gedankenreisen
Ich hätte nicht gedacht, dass außer uns noch so viele andere Touristen auf den Orkney-Inseln sind. Denn für mich sind diese Inseln schon eher ein besonderes Reiseziel, zu dem man nicht alle Tage fährt. Doch da hab ich mich vielleicht ein wenig getäuscht?! Hier ist eine Menge los, wobei Van-Reisende wohl nur einen geringen Teil der Touristenströme ausmachen.
Eine ganz andere Reisespezies sind die Bustouristen, die sogar bis hier auf die Orkney-Inseln kutschiert werden. Die meist vollbesetzten Busse fahren an einem Tag mehrere Sightseeing-Attraktionen der Haupt-Insel an und sind entweder schon da, wenn wir kommen oder tauchen plötzlich aus dem Nichts von hinten auf. So schnell wie sie gekommen sind verschwinden sie dann auch schon wieder. Oft bleibt den Bustouristen kaum Zeit, um an einem Spot die eigentliche Sehenswürdigkeit in Ruhe zu besichtigen. Schnell werden innerhalb des 10-minütigen Aufenthalts ein paar hektische Fotos geschossen, doch so wirklich richtig da gewesen ist keiner. Ich finde es grundsätzlich schon o.k., dass viele Menschen auf diese Weise die Welt erkunden – besser als gar nicht! Ich frage mich allerdings ob das wohl eine schöne Art zu Reisen ist? Für mich wäre es auf Dauer nichts!
Noch fragwürdiger finde ich die großen Kreuzfahrtschiffe, wie wir sie zum Beispiel in Kirkwall gesehen haben. Das sind riesige Ozean-Dampfer, die Hochhäusern gleichen und mir mit ihrem gewaltigen Anblick die Luft rauben. Ich frage mich, warum solche enormen Stahl-Monster diese kleinen Häfen anfahren müssen? Da ist ein kleiner Ort wie Kirkwall keine Ausnahme! Denken wir doch nur mal an Venedig, wo solche Schiffe quasi direkt in die Stadt einfahren und eine große Gefahr für die fragile Lagune darstellen. Muss das sein? Ist das dem bereisten Land gegenüber nicht eine absolut unpersönliche Annäherung, die noch dazu absolut zerstörerisch auf Land und Einwohner wirkt?
Zu diesem Thema haben wir uns mit der Besitzerin eines Orkney-Tweed-Ladens mitten in Kirkwall unterhalten. Als sie uns fragt, ob wir zu den Kreuzfahrern gehören und wir verneinen, atmet sie erleichtert auf und beklagt sich über die großen Menschenmassen, die (vor allem im Sommer) die Stadt regelrecht überfallen. Oft sind es 3000 Passagiere auf einmal, das ist so viel wie die Hälfte der Einwohner von ganz Kirkwall! Als wir fragen, ob sie ein gutes Geschäft mit den Schiffstouristen machen würde, bejaht sie, doch wirklich glücklich scheint sie darüber nicht zu sein. Irgendwie können wir ihre Unzufriedenheit verstehen: Als wir uns die Hauptwege der Schiffstouristen vom Hafen in die Innenstadt anschauen, sehen wir fast nur billige Souvenirläden und nur selten hochwertig-nachhaltige Produkte, welche die Orkney-Inseln zu bieten hätten. Das echte Handwerk bleibt auf der Strecke, genau wie ein angemessener und sensibler Umgang mit dem Ort und seinen Einwohnern.
Es kann aus meiner Sicht doch wohl nicht der Sinn einer Reise sein, mit billigem Ramsch abgespeist zu werden, keine Zeit zu haben, sich auf den Ort und seine Bewohner einzulassen und stattdessen das Gefühl vorgegaukelt zu bekommen, alles Wichtige in einem Land innerhalb einer Stunde Landganges gesehen oder erlebt zu haben?
Vielleicht haben die Menschen, die eine solche Reise buchen gar nicht den Anspruch, ein Land wirklich kennen zu lernen? Oder haben sie einfach nicht die Möglichkeit, individuell zu reisen und nehmen daher dieses Defizit in Kauf? So oder so macht es mich wirklich traurig, dass der Massentourismus derart verbreitet ist und immer mehr dazu führt, dass die Orte und Menschen, die vom Tourismus leben, mit der Zeit immer weniger Lust auf Besucher haben und dabei häufig schon gar nicht mehr unterscheiden, auf welche Weise die Gäste unterwegs sind.
Wie kannst Du dazu beitragen, dass Dein Roadtrip (zu den Orkney-Inseln) wenig Spuren hinterlässt und Du ein gern gesehener Gast bleibst?
- reise entschleunigt, in Deinem Tempo und lasse Dich dabei respektvoll und mit Interesse auf die Natur, die Einheimischen und ihre Kultur ein
- fahre an Orte, die von den Bussen und Schiffen gar nicht erreicht werden können und benimm Dich dort auf keinen Fall wie die Axt im Walde
- organisiere Deine Reise selbst und sei dadurch näher dran an Land und Leuten
- überlege gut, zu welcher Jahreszeit oder Saison Du reist, denn oft ist es in der Nebensaison viel ruhiger und die Einheimischen sind entspannter den Touristen gegenüber
- suche den Kontakt zu Einheimischen, denn auf diese Weise kannst Du eventuelle Vorurteile abbauen
- nimm Dir Zeit für den Ort, die Menschen und die Kultur, denn nur so bist Du wirklich da
Island ist zugleich so ursprünglich, so farbenfroh und so einzigartig – das mussten wir uns einfach anschauen!
Aus dem gleichen Grund sind vermutlich auch die anderen Touristen hier, alle wollen dieses besondere Land voller Gegensätze zwischen Feuer und Eis kennenlernen – doch zu welchem Preis?
Wie kannst Du dazu beitragen, dass Dein Roadtrip durch Island wenig Spuren hinterlässt und Du ein gern gesehener Gast bleibst?
- laufe und fahre nur auf Wegen, die entsprechend ausgeschildert sind
- übertrete keine Absperrseile und Geländer, denn sie haben einen Sinn: hier brüten beispielsweise Vögel, das Ökosystem ist hier besonders empfindlich oder Du begibst Dich in Lebensgefahr
- respektiere die Privatsphäre der Einheimischen: verschlossene Türen und Tore werden nicht überschritten
- entsorge Deinen Müll nicht achtlos in die Natur, sondern nutze die dafür vorgesehenen Müllbehälter
- vermeide überflüssigen Müll indem Du z.B. Deine eigene wiederverwendbare Trinkflasche dabei hast (wenn Du keine hast, nutze eine gekaufte Plastikflasche häufiger)
- lass Deinen Motor nicht unnötig lange laufen
- achte darauf, dass dein (Miet-)Van eine gute Standheizung hat
- reise mit wärmendem Schlafsack
Island ist toll! So viel Natur und so viele Naturhighlights, die wie Perlen auf einer Kette aufgereiht hintereinander liegen, muss man in einem anderen Land wahrscheinlich in dieser Vielzahl erst einmal suchen! Und wo kannst Du bitteschön reinstes Quellwasser unbedenklich gleichzeitig aus Flüssen und dem Wasserhahn trinken, während Du mit natürlich warmem Wasser direkt aus den unterirdischen heißen Quellen absolut energiesparend duschst?
Das Besondere an Lappland ist neben der phantastischen Natur die Kultur der Samen und ihre ursprüngliche Lebensweise, die sie im Einklang mit dieser wunderbaren Landschaft – soweit möglich – aufrechterhalten und pflegen. Doch das ist gar nicht so einfach: diese archaische Lebensweise ist für die moderne Welt tragischerweise von geringer Bedeutung und steht daher den profitgierigen Industriestaaten eher im Wege.
Wie kannst Du dazu beitragen, dass Dein Roadtrip (durch Lappland) die Urvölker unterstützt und Du ein gern gesehener Gast bleibst?
- Interessiere Dich auf Deinem Roadtrip durch Lappland für die Kultur und Geschichte der Sami, indem Du eines oder mehrere der zahlreichen Museen zum Thema besuchst
- Begegne den Urvölkern stets mit Respekt
- Kaufe selbst gemachte Produkte der Urvölker, unterstütze dadurch deren Projekte und sorge dafür, dass sie weiterhin so leben können, wie sie es wollen
Die Themen „Plastikmüll“ und „Müllvermeidung“ spielen eine sehr große, aktive Rolle in meinem Leben. In meinem derzeitigen Hauptberuf als Förderschul-Pädagogin habe ich diese Inhalte über mehrere Wochen mit meinen Schülern im Unterricht behandelt.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir dadurch viele Details der Plastikmüll-Problematik erst so richtig bewusst geworden sind.
Wie kannst Du dazu beitragen, dass Dein Roadtrip (durch Sizilien) wenig Müll hinterlässt und Du ein gern gesehener Gast bleibst?
- nutze beim Einkaufen einen Stoffbeutel, auch wenn Du schief angeschaut wirst
- falls Dir doch eine Plastiktüte aufgedrängt wird, nutze sie als Mülltüte für deine Abfälle im Van
- kaufe Lebensmittel, wenn möglich, auf dem Markt. Hier gibt es einige davon und die Ware ist in der Regel unverpackt
- nutze die wenigen öffentlichen Mülleimer oder die Mülltonnen auf Campingplätzen und hinterlasse keinen Müll in der Natur